Möbel

Ob Tisch, ob Stuhl, ob Schrein, ein gutes Möbelstück muss es sein!

Wer heute Möbel kauft, geht meistens in Möbelhäuser wie IKEA und steht vor einer schier endlosen Auswahl an massengefertigter Möbel. Nicht selten landet nach einem Jahrzehnt das Möbelstück im Sperrholzcontainer. Im Mittelalter sah das Ganze anders aus. Ein Schreiner fertigte beispielsweise einen Schrank an und er überdauerte Generationen. Noch heute sind in der Burg zu Burghausen Möbelstücke aus dem frühen 16. Jahrhundert erhalten.

Gleichzeitig entdecken wir jedoch, dass sich Möbel ähneln. Einige Buchquellen aus der Zeit zwischen 1400 und 1450 deuten dies an. Je nach Beruf und Einsatzzweck musste sie anders geschaffen sein. Dabei gab es durchaus Möbelstücke, die auf- und abgebaut werden konnten, zum Beispiel auf einem Markt. Für einen Alltagsgegenstand, wie ein Tisch in einer Werkstatt, war die Funktionalität wichtiger als die Optik. Teilweise entdecken wir auf einigen Bildern, dass einzelne Möbel auch angepasst wurden, um den Beruf besser ausführen zu können: Haltebolzen, Abspanner, etc.

Stuhl, Bank oder stehen?

Häufig sieht man auf Mittelalterveranstaltungen die ganz bekannten Steckstühle, die (bisher) auf keiner mittelalterlichen Quelle auftauchen. Die frühesten Aufzeichnungen dieser Stuhlart stammen aus dem 19. Jahrhundert und sind geografisch den nordafrikanischen Ländern zuzuordnen. Gelegentlich entdeckt man auch prunkvolle Stühle oder ganze Sitzgarnituren. Die aufkommende Frage hierbei: Wie viele Herrschaften wohl Anspruch auf ein solchen hatten und wie sind sie mitgereist?

Das im Mittelalter gesessen wurde, ist klar. Sicher lässt sich über die Qualität und die Bequemlichkeit streiten. Das hat aber auch viel mit Gewohnheit zu tun, denn wer Zeit seines Lebens auf simplen, ungepolsterten Holzstühlen sitzt, hat keine Probleme damit. Die Quellen legen nahe, dass die Sitzgelegenheiten damals eher praktischer Natur waren, z. B. Kisten, auf denen man saß oder einfache Schemel. In den Häusern kamen andere Sitzmöbel zum Einsatz, wie Bänke oder Stühle mit lehnen.

Hier sieht man einige ausgewählte Beispiele von mittelalterlichen Sitzgelegenheiten, die in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts datierbar sind.

Auf (Feld-)Lagern wurde sicher wenig auf Möbeln gesessen. Dies hatte auch zwei einfache Gründe. Erstens wäre es eine logistische Mammutaufgabe, für alle Lagernden Möbel mit zu transportieren. Zweitens mussten die Lagernden meistens arbeiten, egal ob Wachdienste, Verteidigungsstellungen ausheben, die Versorgung sicherstellen, etc. Anders zu heute sind die Lagernden nicht zur Freizeitbeschäftigung auf ein Lager gefahren – daher sollten wir ein wenig Nachsicht in der Reenactment-Szene bezüglich der zur Schau gestellten Möbel haben.

Weitere Impressionen

Als Quelle diente hier das Hausbuch der Nürnberger Zwölfbrürderstiftung Mendel 1. Dort sind noch viele weitere interessante Bilder, die auch einige Alltagsgegenstände zeigen.

Wichtige Anmerkung zur Kleidung: Die Zwölfbrürderstiftung war ein nichtkirchlicher Orden in Nürnberg , die mittellose Handwerker und Keufleute aufgenommen hat. Dazu gehörte auch eine einheitliche Tracht. Aus diesem Grund haben hier viele Brüder die gleiche Kleidung an.

 

https://www.nuernberger-hausbuecher.de/