Der Adel

Dieser Artikel entspricht nicht mehr der aktuellen Forschung und wird zeitnah überarbeitet!

Wie war das damals mit dem Adel? Wer durfte was? Wie war die Hierarchie? Und wie ist das mit dem Adel heute? Diesen Fragen wollen wir uns in diesem Artikel nachgehen.

Inhaltsverzeichnis

Der Adel im Mittelalter

Im frühen Mittelalter waren Adelstitel hauptsächlich eine Funktionsbezeichnung. Erst im Laufe des Hoch- und Spätmittelalters, sowie der frühen Neuzeit veränderte sich dies und führte zu einer Rangordnung in der gesellschaftlichen Hierarchie. Vorab eine Übersicht über die Adelstitel, bzw. Ränge in Europa im Mittelalter und der frühen Neuzeit.

 

Quelle für die Rangfolge der Adelstitel, deren Titulierung und Zusammenhänge ist:

Rammler, Otto Friedrich: Universal-Briefsteller oder Musterbuch zur Abfassung aller in den allgemeinen und freundschaftlichen Lebensverhältnissen, sowie im Geschäftsleben vorkommenden Briefe, Documente und Aufsätze, Otto Wigand, Leipzig 1848

Herrschertitel und Adelsränge in absteigender Reihenfolge

 

Hoher Adel:

 

Kaiser:

Männlicher Titel: Kaiser

Weiblicher Titel: Kaiserin

Anrede: Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster Kaiser, Allergnädigster Kaiser und Herr

Männlicher Nachkomme: (Kron-)Prinz

Weiblicher Nachkomme: (Kron-)Prinzessin

Anrede (Kron-)Prinzen: Durchlauchtigster (Kron-)Prinz, Gnädigster (Kron-)Prinz und Herr

 

König:

Männlicher Titel: König

Weiblicher Titel: Königin

Anrede: Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König, Allergnädigster König und Herr

Männlicher Nachkomme: (Kron)Prinz

Weiblicher Nachkomme: (Kron)Prinzessin

Anrede (Kron-)Prinzen: Durchlauchtigster (Kron-)Prinz, Gnädigster (Kron-)Prinz und Herr

 

Erzherzog:

Männlicher Titel: Erzherzog

Weiblicher Titel: Erzherzogin

Anrede: Durchlauchtigster Erzherzog, gnädigster Erzherzog und Herr

Männlicher Nachkomme: Prinz

Weiblicher Nachkomme: Prinzessin

Anrede Prinzen: Durchlauchtigster Prinz, gnädigster Prinz und Herr

Anmerkung: Der Titel stand regelmäßig den Angehörigen des Hauses Habsburg zu

 

Großherzog:

Männlicher Titel: Großherzog

Weiblicher Titel: Großherzogin

Anrede: Durchlauchtigster Großherzog, gnädigster Großherzog und Herr

Männlicher Nachkomme: Prinz / Erbgroßherzog

Weiblicher Nachkomme: Prinzessin / Erbgroßherzogin

Anrede Prinzen: Durchlauchtigster Prinz, gnädigster Prinz und Herr

 

Kurfürst:

Männlicher Titel: Kurfürst

Weiblicher Titel: Kurfürstin

Anrede: Durchlauchtigster Kurfürst, gnädigster Kurfürst und Herr

Männlicher Nachkomme: Kurprinz

Weiblicher Nachkomme: Kurprinzessin

Anrede Prinzen: Durchlauchtigster Prinz, gnädigster Prinz und Herr

Anmerkung: Ein Kurfürst war für die Wahl des Kaisers, bzw. Königs verantwortlich. Dieser Titel kam ausschließlich im Heiligen Römischen Reich (HRR) vor. Nach der Auflösung des HRR behielt der Landgraf von Hessen-Kassel den Titel bis 1866 bei. Der Kurfürst ist gleichrangig mit dem Großherzog.

 

Fürst:

Männlicher Titel: Fürst

Weiblicher Titel: Fürstin

Anrede: Durchlauchtigster Fürst

Männlicher Nachkomme: Prinz

Weiblicher Nachkomme: Prinzessin

Anrede Prinzen: Durchlauchtigster Prinz, gnädigster Prinz und Herr

 

Herzog:

Männlicher Titel: Herzog

Weiblicher Titel: Herzogin

Anrede: Durchlauchtigster Herzog

Männlicher Nachkomme: Prinz

Weiblicher Nachkomme: Prinzessin

Anrede Prinzen: Durchlauchtigster Prinz, gnädigster Prinz und Herr

 

Landgraf:

Männlicher Titel: Landgraf

Weiblicher Titel: Landgräfin

Anrede: Durchlauchtigster Landgraf

Männlicher Nachkomme: Prinz

Weiblicher Nachkomme: Prinzessin

Anrede Prinzen: Durchlauchtigster Prinz, gnädigster Prinz und Herr

Anmerkung: Den Titel Landgraf gab es ausschließlich im Deutschen. Er war mit dem Rang des Herzogs und Fürsten gleichgestellt, was sich an der Anrede widerspeigelt.

 

Pfalzgraf:

Männlicher Titel: Pfalzgraf

Weiblicher Titel: Pfalzgräfin

Anrede: Hoheit, Durchlaucht, bzw. Durchlauchtigster, Gnädigster

Männlicher Nachkomme: Prinz

Weiblicher Nachkomme: Prinzessin

Anrede Prinzen: Durchlauchtigster Prinz, gnädigster Prinz und Herr

Anmerkung: Der Pfalzgraf war der Reichsverwalter der fränkischen Gebiete. Er war mit dem Kurfürsten gleichgestellt.

 

Markgraf:

Männlicher Titel: Markgraf

Weiblicher Titel: Markgräfin

Anrede: Durchlauchtigster Markgraf, gnädigster Markgraf und Herr

Männlicher Nachkomme: Prinz

Weiblicher Nachkomme: Prinzessin

Anrede Prinzen: Durchlauchtigster Prinz, gnädigster Prinz und Herr

Anmerkung: War im Heiligen Römischen Reich meist mit einem Kurfürsten gleichgestellt.

 

Graf:

Männlicher Titel: Graf

Weiblicher Titel: Gräfin

Anrede: Erlauchtigster, Erlauchtiger Graf, Gnädigster Graf und Herr

Männlicher Nachkomme: Erbgraf

Weiblicher Nachkomme: Erbgräfin, Komtess

Anmerkung: Man unterschied zwischen Standesherrschaftlichen (also altem Adel) und nicht Standesherrschaftlichen (neu geadelt). Dies machte sich in der Anrede zu Papier bemerkbar.

 

Freiherr (Standesherrschaft):

Männlicher Titel: Freiherr, Baron

Weiblicher Titel: Freifrau, Baronin

Anrede: Erlauchtigster, Erlauchtiger Freiherr, Gnädigster Freiherr und Herr

Männlicher Nachkomme: Freiherr, Baron

Weiblicher Nachkomme: Freiin, Baronesse

Anmerkung: Der sogenannte Uradel, also mit einer über viele Generationen erstreckende Adelsgeschichte, wurde mit den standesherrschaftlichen Grafen gleichgesetzt. Freiherren ohne Standesherrschaft gehörten zum Niederen Adel.

 

Niederer Adel:

 

Freiherr (ohne Standesherrschaft):

Männlicher Titel: Freiherr, Baron

Weiblicher Titel: Freifrau, Baronin

Anrede: Hoch- und Wohlgeborener, Gnädiger Herr

Männlicher Nachkomme: Freiherr, Baron

Weiblicher Nachkomme: Freiin, Baronesse

Anmerkung: Der sogenannte Uradel, also mit einer über viele Generationen erstreckende Adelsgeschichte, wurde mit den standesherrschaftlichen Grafen gleichgesetzt. Freiherren ohne Standesherrschaft gehörten zum Niederen Adel.

 

Ritter, Edelmann:

Männlicher Titel: Ritter, Edler, Herr von

Weiblicher Titel: Edle, Frau von

Anrede: Hochwohlgeboren

Männlicher Nachkomme: Ritter, Edler, Herr von

Weiblicher Nachkomme: Edle, Fräulein/Frau von

Zu beachten ist, dass sich gerade ab Beginn des 17. Jahrhunderts die Ämter immer mehr an Bedeutung gewonnen haben und somit auch Mischformen von Adelstiteln entstanden, da diverse Ämter mit verschiedenen Rängen einhergingen.

 

Alle Anreden werden in der weiblichen Form gleich gebildet. So wird aus „Erlauchtigster“ eine „Erlauchtigste“.

Der Adel heute

Seit Ende des Ersten Weltkrieges 1918 sind Adelstitel in Deutschland Vergangenheit. Durch die Weimarer Verfassung, die 1919 in Kraft getreten ist, wurden vorherrschende Adelstitel abgeschafft und in ein Bestandteil des Nachnamens umgewandelt. So heißt es in Art. 109 Weimarer Verfassung: „Alle Deutschen sind vor dem Gesetze gleich. (…) Adelsbezeichnungen gelten nur als Teil des Namens und dürfen nicht mehr verliehen werden. (…)“

 

Heutzutage werden Inhaber von Adelstiteln aus Gründen der Tradition mit ihren vergangenen Titeln angesprochen. Sie haben jedoch auch nach dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland keine rechtliche Sonderstellung.

 

Quellen:

Dumoulin, Karl Friedrich: Die Adelsbezeichnung im deutschen und ausländischen Recht, Peter Lang, Wien 1997

Die Verfassung des Deutschen Reichs vom 11. August 1919: http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/verfassung/index.html