„Spielregeln“ im Gefolge zu Herzoghart
Das Mittelalter hautnah erleben ist eines unserer erklärten Vereinsziele. Jedermann soll darstellen und verkörpern können, was er in unserem zeitlichen und regionalen Rahmen möchte. Doch gibt es auch ein paar „Spielregeln“, die einzuhalten sind. Bevor sich Unmut verbreitet und sich der interessierte Leser fragt: „Erst schreiben sie, ich darf machen, was ich will, dann reden sie von einer Regelung“, soll der Grund dieser Regelung erklärt werden.
Ihr könnt nach wie vor so gut wie alles darstellen. Doch ist es nicht möglich, gewisse „Ränge und Ämter“ inne zu haben. Im Nachfolgenden soll dies genau erklärt werden.
Das waren die wichtigsten „Spielregeln“. Wenn weitere Fragen auftreten oder ihr euch bei der Anschaffung von Material, bzw. der Darstellung eurer Rolle nicht sicher seid, wendet euch einfach an den Vorstand. Dieser hilft euch gerne weiter.
Für besondere Ausnahmen (bspw. besondere Feste, Schauspiele, etc.) kann von den Regeln abgewichen werden. Dies veranlasst jedoch der Vorstand.
Für all die Unentschlossenen, hier ein paar Anregungen, was problemlos dargestellt werden kann:
Bauern: Landwirte, Züchter, Viehhalter, Gärtner, etc.
Handwerker: Schmiede, Kunstschmiede, Zimmerer, Schneider, Töpfer, Köhler, Förster, Müller, Bogner, Bäcker, Schlächter, Gerber, Bergarbeiter, Jäger, Korbmacher, etc.
Militär: Krieger, Söldner, Bogenschütze, Stadtwache, Belagerungswaffenschmied, etc.
Geistlichkeit: Pater, Priester, Mönch, Nonne, Kaplan, etc.
Gesellschaft: Barde, Gaukler, Spielmann, Händler, Marktschreier, Herold, Bettler, Bader, Bote, Diplomat, etc.
Kunst: Maler, Zeichner, Schreiber, Bildhauer, Kunsthandwerker, etc.
Sonstiges: Bettler, Kräuterweib, Einsiedler, Kurtisane, Ausgestoßener, Kranker, etc.
Wir bitten, auch wenn es uns widerstrebt, dass Männer und Frauen sich Berufe aussuchen, die ihnen angemessen sind. Wir wissen, dass es vereinzelt Frauen gab, die mit dem Schwert in die Schlacht zogen, das ist historisch belegt. Es war aber nicht die Regel. Häufiger anzutreffen sind Frauen, die mit dem Bogen gejagt haben oder ihre Männer aus den Fenstern schießend im Kampf unterstützt haben.
Ein Zitat aus einer einschlägigen Quelle über Frauenberufe des Mittelalters:
„Die Palette der Berufe war vielseitig. Für das mittelalterliche Frankfurt wurden 65 Berufe für Frauen registriert. Auch in sogenannten Männerberufen wie Dachdecker oder Schmied sind Frauen bis in das 16. Jahrhundert vertreten. Die Fertigung von Schnüren und Bändern, Hüllen und Schleifen, Knöpfen und Quasten lag ganz in Frauenhänden. Alle Berufe in der Textilverarbeitung wurden fast ausschließlich von Frauen ausgeübt: Kürschnerei, Handschuh- und Hutmacherei, Beutel- und Taschenherstellung. Aber auch im Metall- und Holzhandwerk regten sich Frauenhände. Nadeln, Schnallen, Ringe und Golddraht, Besen- und Bürsten, Matten und Körbe, Rosenkränze und Schlüssel wurden von Frauen hergestellt. Das Bäckereihandwerk, die Bierbrauerei, die Fertigung von Kerzen und Seifen oblag den Frauen. Es gab auch Abschreiberinnen und Briefdruckerinnen, Näherinnen, Schneiderinnen und Flickerinnen. Diese hatten eine eigene Zunftordnung und durften Lehrtöchter ausbilden. Handels- und Kauffrauen waren ebenso keine Seltenheit. Gelöbnisse und Bürgschaften der Kauffrauen waren uneingeschränkt verbindlich. Frauen handelten oft mit den Waren, die ihre Männer herstellten. Es gibt außerdem zahlreiche Belege über Frauen, die im Groß- und Fernhandel als Unternehmerinnen tätig waren.“
Gyburc Rennewart, Berlin 1999